Montag, 21. Oktober 2019

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 21.10.2019


(Zeichnung von Darven)

"Ohne die Politik funktioniert kein Artenschutz,
mit ihr kann alles funktionieren."
(Bernd Schildger: "Mensch, Tier!")

Umwelt- und Tierschutz dürften in der Schweiz
seit gestern wieder bessere Karten haben. Die
Grünen waren die grossen Gewinner der dies-
jährigen Parlamentswahlen. Die grösste Partei
ist zwar immer noch die SVP, aber sie hat Sitze
verloren. Der Rechtsrutsch, den wir in den letz-
ten Jahren hatten, hat endlich ein Ende gefun-
den. Die Medien sprechen, etwas übertrieben,
sogar von einem Linksrutsch. Grüne und Grün-
liberale waren die grossen Gewinner, und ge-
rade bei den Grünliberalen kann man ja nicht
wirklich von Links sprechen. Auch Sitze ab-
geben musste die grösste Linkspartei, die SP.
Dass es wirklich nur daran lag, dass sie kein
"Grün" im Namen tragen, wie SP-Präsident
Christian Levrat dies formulierte, glaube ich
nicht. Ich glaube, die SP hat sich mit einigen
etwas zu radikalen Aussagen ihrer Mitglieder,
insbesondere von Seiten der Juso, den Teen
Titans zu der Justice League der SP, selber ein
Eigentor geschossen. Trotzdem wurde eine
der Radikalsten unter ihnen, Ex-Juso-Präsiden-
tin Tamara Funiciello, ins Parlament gewählt.
Zu den prominentesten Abgängen zählt der
SVP-Nationalrat Luzi Stamm. Der hat es sich
wohl durch seine Drogenhandelaktion verbockt.
Stamm kaufte Drogen, um beweisen zu können,
wie einfach solche zu erhalten sind, eine Aktion,
die schlichtweg illegal war, auch wenn Stamm
damit, seiner eigenen Aussage zufolge, nur auf-
zeigen wollte, wie wichtig ein Durchgreifen sei-
tens der Politik wäre. Stamm und die SVP dürf-
ten auch in der Drogenpolitik zurückstecken
müssen. Nun, da die Grünen mehr Macht haben,
könnte die Legalisierung von Cannabis durch-
aus wieder zum Thema werden. Ganz sicher ein
Thema wird die Klimapolitik, schliesslich wird
davon ausgegangen, dass die ganzen Klimade-
batten den Grünen überhaupt zu diesem Wahl-
sieg verholfen haben. Da wird sich zeigen, ob
man hier etwas tun kann. Wo man sicher etwas
tun kann, ist in Sachen Tierhaltung, ob in Zoos
oder in der Landwirtschaft. Die Massentierhal-
tungsinitiative dürfte unter der neuen Parlaments-
zusammensetzung bessere Chancen haben als
je zuvor, tierquälerisch enge Ställe könnten in
einigen Jahren in der Schweiz vielleicht endlich
der Vergangenheit angehören. Und auch das Re-
ferendum gegen das von Tierkennern als schlech-
ter Witz bezeichnete Jagdgesetz, wofür derzeit
Unterschriften gesammelt werden, dürfte zustan-
de kommen und nun bessere Chancen haben als
zuvor. Die Aktionen von Greta Thunberg haben
den Menschen die Augen geöffnet, vielleicht
nicht ganz so, wie Greta sich das erhofft hat,
aber sie haben immerhin dazu geführt, dass zu-
mindest in der Schweiz wieder Politiker gewählt
wurden, für die Umweltschutz wichtig und kein
rotes Tuch wie bei der SVP ist. Der Bär, der
Wolf, der Wisent, vielleicht sogar der Leopard
im fernen Afrika, werden uns dafür danken.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen