Eine Kollegin von mir- ich lernte sie vor einigen Jahren so um die Weih-
nachtszeit herum kennen, beklagte sich damals, dass sie neue Hosen
brauchte und keine fände, die sie sich leisten könne, da sie ihre Grösse
nur in Uebergrössenboutiquen fände. Sie fand dann doch noch Hosen,
das seltsame war nur: Sie ging in diese Boutique rein in Hosen, die 10
Nummern kleiner waren, als die in denen sie hinaus kam! Ich frage mich
noch heute, wie sie in diese überhaupt reingekommen war...
Schon seltsam, oder, nein, eigentlich ist es gar nicht mal so seltsam, wenn
man die Umstände bedenkt: Das Schönheitsideal schien zu allen Zeiten je-
nes zu sein, das seltener vorkam. Zur Zeit des 30jährigen Krieges z.B. war
es die üppige Fülle, die Rubens so genial auf seinen Bildern dargestellt hatte.
Damals herrschte in vielen Teilen Europas Hungersnot, ein molliger Bauch
signalisierte Wohlstand. Heute hingegen, wo wir im Ueberfluss leben, wird
sogar von Barbie noch gefordert, dass sie weiter abnimmt! Was soll das?
Christina Aguliera z.B. ist doch viel sexier, nun da sie kurviger geworden
ist. Und Nikki Blonsky ist geradezu eine Schönheit.
Es ist doch viel schöner, eine Frau im Arm halten zu dürfen, an der was dran
ist, die man im Bett nicht erst noch lange suchen muss, um sie in die Arme
zu nehmen. Eine Frau, mit deren Körperformen man spielen kann, die weich
und knuddelig ist. All die Männer, die schlanke Frauen lieben, wissen nicht,
was ihnen entgeht. In Amerika hat sich inzwischen eine "Fat Acceptance"-
Bewegung gebildet, in denen Dicke, vor allem weiblichen Geschlechts, da-
für kämpfen, so akzeptiert zu werden, wie sie sind. Das ist doch das, was
wir alle wollen, oder? So akzeptiert werden, wie wir sind, egal ob dick oder
dünn, gross oder klein, schwarz oder weiss. Ein ehemaliger Chef von mir
meinte einmal, Rassismus würde bereits dort beginnen, wo die Menschen
eben nicht akzeptiert werden, wie sie sind, das betreffe nicht nur die Haut-
farbe oder die Herkunft, sondern eben auch Gewicht, Charakter, Grösse etc..
Wenn man sich dies bedenkt und die Medien anschaut: Rassismus überall!
Und wozu führt das alles? Zu einer Gleichmacherei, bei der alle versuchen,
so zu sein, wie die Medien oder gar die Medizin dies "vorschreiben". Dabei
geht ganz vergessen, dass die Menschen eben unterschiedlich sind: unter-
schiedlich gross, unterschiedlich schwer, unterschiedlich intelligent. Wäre
es anders, das wäre doch langweilig! Diese Medien- und Medizinhörigkeit
führt leider immer wieder zu Fällen von Magersucht und Bulimie, und wer
offen dazu steht, dicke Frauen zu lieben, wird sogar schon gefragt, ob er ein
"Feeder" sei, wie dies über Aguileras Mann schon spekuliert wurde. Sobald
etwas aus dem Rahmen fällt, in irgendeiner Weise nicht der gängigen Mei-
nung folgt, fangen die Spekulationen an. Das ist doch krank! Ich meine, ich
liebe meine Freundin, sie ist alles andere als schlank, und ich liebe ALLES
an ihr, liebe sie, wie sie ist, von ganzem Herzen, wozu sollte ich sie da noch
mästen wollen, wir haben schliesslich keine Sado-Maso-Beziehung, denn
genau in diese Ecke gehört das Phämomen "Feederism" meiner Meinung
nach, insbesondere dort, wo Zwang hinzukommt. Ich wäre vielmehr für die
Abschaffung von Zwang, für die Abschaffung des Zwangs des Schönheits-
ideals, für die Abschaffung des medialen Schönheitsideals überhaupt. Jeder
Mensch ist auf seine ganz eigene Art schön, unabhängig davon, wie vielen
anderen Menschen er auch noch gefällt.
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