Nun habe ich also die Diagnose, dass ich tatsächlich ADS habe. Oder wie ich auch
schon gesagt habe, die Bestätigung, dass ich spinnen darf.
Manchmal, wenn mir Witz um Witz einfällt, dann fragt mich meine Freundin:
"Hattest du heute einen Clown zum Frühstück?" Aber nein, das ist lediglich die
normale Kreativität eines Menschen mit ADS. Dem kommen bei der Betrachtung
der Aufschrift "Bitte verknotet einwerfen" auf den Robidog-Kübeln solche Ideen
wie die, dass unzählige Hundebesitzer seit Jahrzehnten deswegen ihre Hunde
dahingehend zu trainieren versuchen, dass sie bereits verknotet kacken. Oder bei
der Aufschrift in einem Laden: "Videoüberwacht zu Ihrer Sicherheit", da denkt der
dann, das ist sehr beruhigend, dass zu unserer Sicherheit hier das Video überwacht
wird, man weiss ja schliesslich nie, was so ein Video sonst anstellt.
Diese Woche hatte ich einen Termin bei einem Psychiater wegen der IV-Abklärung,
meine Freundin war auch dabei. Der Psychiater meinte, die äusseren Umstände
würde die IV eher weniger interessieren, es könnte schwierig werden, einen Antrag
durchzubringen. Dabei geht es gar nicht um eine IV-Rente, sondern vielmehr um
Hilfe bei der Jobsuche, bei einer eventuellen Umschulung und darum, zu gucken,
was ich wirklich kann und was nicht, also um Eingliederung. Ich will nämlich
wieder arbeiten gehen. Als ich einen Job hatte, konnte ich abends nach Hause
kommen und wusste, dass der morgige Tag gesichert war, ich konnte nach
Hause kommen und abschalten. Heute gehe ich morgens aus dem Haus, erledige,
was ich zu erledigen habe, aber abschalten, wenn ich abends nach Hause komme,
kann ich nicht. Da muss ich schon überlegen: Habe ich mich diesen Monat
genügend beworben? Und wo könnte ich mich noch bewerben? Und dann
diese Unsicherheit wegen der bevorstehenden Aussteuerung. Klar hoffe ich nach
wie vor, vorher einen Job zu finden, aber anmelden auf dem Sozialamt musste
ich mich dennoch, das muss früh genug und sicherheitshalber erfolgen. Und nun,
wo es drum geht, da streiten die sich, wer zuständig ist, und ich hab' noch immer
keine Antwort, wie's weitergeht. Andere kriegen ein Burnout, wenn sie zuviel
arbeiten müssen, ich scheine eins zu kriegen, weil ich nicht arbeiten gehen kann;
nicht, weil ich nicht könnte, sondern weil mich immer noch keiner eingestellt
hat. Die Möglichkeit einer Umschulung mit Hilfe der IV war noch eine kleine
Hoffnung. Sie ist noch nicht ganz weg, die Antwort der IV-Stelle steht noch aus.
Das Arbeitsamt nämlich, das hilft da nicht. Das Dumme ist nur, dass die IV nur
hilft, wenn sie auch zuständig ist, und das weiss man noch nicht. Weder die IV-
Stelle noch ich noch mein Hausarzt, der schon lange darauf drängt, dass da mal
vorwärts gemacht werden sollte, dann aber die von der IV bei ihm angeforderten
Unterlagen noch gar nicht geschickt hat. Und da diese ganzen heutigen Probleme
mit Burnouts und Boreouts und dass ADS plötzlich zum Problem wird, nachdem
es jahrelang keines war, dass da äussere Umstände mitspielen, die das Leben
immer schwieriger machen, da sollte die IV mal über die Bücher. Manchmal
wünschte ich mir, es gäbe irgendeine Möglichkeit, aus diesem System auszu-
treten, irgendwie mit etwas den Lebensunterhalt bestreiten zu können, bei dem
man nicht auf diese Chef-Angestellten-Verhältnisse oder diese Mentalität von
Einnehmen-Ausgeben angewiesen wäre. Braucht vielleicht irgendjemand noch
einen unverbrauchten Komiker?
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