Samstag, 12. April 2014

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 12.4.2014

Die Geschichte um die Ussurischen Braunbärenbabys im Berner
Tierpark Dählhölzli nimmt immer abstrusere Formen an. Nachdem
eines der Bärenbabys umkam- wie es zuerst schien beim wilden
Spiel mit dem Vater, doch wurden bei der Obduktion keine Häma-
tome entdeckt,- wurde inzwischen das zweite Bärenkind vorsorge-
halber eingeschläfert. Der Vater hätte bereits versucht, mit ihm das-
selbe zu tun, die Mutter hätte sich (zwecks Stressvermeidung, wie
vermutet wird) nicht mehr um das Junge gekümmert. Natürlich
war es traurig und der Entscheid des Tierparks unpopulär, aber dass
deswegen gleich so hohe Wellen geschlagen werden: Ein Hunde-
züchter hat gegen den Tierpark eine Klage wegen Tierquälerei ein-
gereicht. Er wüsste, was zu tun wäre, wenn einer seiner Hunde zu
wild mit dem Nachwuchs umgehe, meinte er. Nun mag der Mann
für Hunde sicherlich ein Spezialist sein, aber Hunde und Bären
sind nicht miteinander vergleichbar. Hunde sind domestizierte
Rudeltiere, Bären hingegen wild lebende Einzelgänger. Der Bär,
dies muss nun endlich einmal in voller Deutlichkeit gesagt werden,
ist kein soziales Tier. Jeder andere männliche Bär, der ins Revier
eines Bärenmannes kommt, ist ein Rivale und wird eliminiert,
selbst dann, wenn es sich um den eigenen Nachwuchs handelt!
Sollten die Bärenkinder also Männchen gewesen sein- der Tier-
park hat deren Geschlecht leider nie verraten-, dann hätte der
Vater sie, sofern sie nicht an einen anderen Zoo abgegeben oder
ausgewildert hätten werden können- früher oder später sowieso
getötet! Das Verhalten eines einzelgängerisch lebenden Wild-
tiers wie des Bären kann und darf nicht nach menschlichem
Ermessen beurteilt werden!  Das ist es, was viele Menschen
dabei vollkommen übersehen! Aber die Farce geht noch weiter:
Gerade einen Tag nach der Nachricht über die Klage dieses
Hundezüchters schrieb "Blick am Abend", der Bär sollte nicht
mehr länger Berns Wappentier sein, da er bloss ständig Probleme
mache.

Und die Zeitung lieferte gleich noch Vorschläge, welches Wappen-
tier ihn ablösen könnte. Da war z.B. die Schnecke, die auf die
Langsamkeit der Berner anspielt oder die Kuh, da es in Bern vor
allem Rindviecher habe; der Biber, da dieser wieder an der Aare
auftritt oder gar der Löwe, wegen den finanziellen Zustüpfen aus
dem Kanton Zürich. Ich glaube, es muss nicht extra erwähnt wer-
den, dass die Redaktionen von "Blick", "SonntagsBlick" und
"Blick am Abend" in Zürich sitzen. Keinem richtigen Berner
würde doch jemals die Idee kommen, ein anderes Wappentier
als den Bären, der Berns Geschichte mitgeprägt hat, zu akzeptie-
ren! Es gab in der Schweiz schon Menschen- und gibt sie immer
noch-, die andere Menschen wegen weitaus harmloseren und
sinnvolleren Vorschlägen als "Landesverräter" bezeichneten,
ein Grossteil davon stammte aus Zürich! Und der Einzige, der
seine Geschichte uns Menschen nicht erklären kann, ist der
Bär selber, der sich, wenn er dies alles wüsste, an den Kopf
fassen würde. Und alles, was er noch tun könnte, da er ein
Bär ist und nun mal wie ein Bär handelt, ist, darüber zu brum-
men. Vielleicht würde die Uebersetzung vom Bärischen ins
Menschische so was ergeben wie die Zeile aus Lyle Lovetts
Song "Promises":
                         
                          "I offer no reason
                           I ask for no pity
                           I make no excuse
                           For the way that I am"

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