Dienstag, 26. Januar 2016

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 26.1.2016

Am Wochenende war eine Ausstellung, an welcher auch ich
mit einigen Bildern teilgenommen hatte, diese waren von
den Ausstellungsmachern als "Acryl-und Gouachegemälde"
deklariert worden. Ich hätte nie gedacht, dass die kleinen
Leinwände, die ich bemalt hatte, einmal als "Gemälde"
betitelt würden. Die Ausstellung hatte das Ziel, der Bevöl-
kerung meiner Wohngemeinde einmal zu zeigen, was in die-
sem Dorf alles so an kreativem Potential vorhanden ist. 52
Personen hatten sich angemeldet und durften ihre Exponate
anbringen. Da waren Gemälde, Töpfereien, Stickereien,
Installationen, sogar Gedichte, Vogelhäuser, Schnitzereien,
Krippenfiguren, Scherenschnitte, Marionetten, Fimo und
Fotografien vertreten. Mit Ausnahme von Musik also
eigentlich alles, was es an Kunstrichtungen gibt.

Am Donnerstag war eine Vernissage für all diejenigen, welche
etwas beigesteuert hatten. Immerhin traf ich dort zwei mir be-
kannte Gesichter, eins, das ich dort erwartet hatte, und eins,
bei dem es mich sehr überraschte, dass diese Person auch krea-
tiv tätig ist. Sehr imponierend war eine Reihe von Gemälden,
die alte Männergesichter zeigten. Und natürlich war es für
mich, der ich noch nie zuvor etwas ausgestellt hatte, interes-
sant, zu erfahren, wie andere Leute auf meine Werke reagierten.
Ich hatte 10 Bilder ausgestellt, davon drei Tier- und sieben
Frauendarstellungen, wobei eines der Frauenbilder eine Meer-
jungfrau zeigte. Eine mollige, schon etwas ältere Dame meinte
über eine meiner Frauendarstellungen, sie zeigte eine füllige
Brünette: "Dieses Bild lebt! Genau so sehe ich morgens aus,
wenn ich in den Spiegel schaue. Die Meerjungfrau gefällt mir
weniger, die ist mehr Phantasie, aber dies hier- das hat was!"
Die Tierdarstellungen zeigten einen Eisvogel, ein Stumpf-
krokodil und einen Blauscheitelmotmot, das ist ein südameri-
kanischer Vogel. Eine auch schon etwas ältere Dame meinte
über das Stumpfkrokodil: "Das ist sehr liebevoll gemacht."
Ich erzählte ihr, dass sowohl das Krokodil als auch der Mot-
mot nach Skizzen entstanden, die ich im Tierpark am "leben-
den Modell" gemacht hätte. "Der Eisvogel hingegen", sagte
ich, "entstand nach einer Fotografie. Ich würde gerne einmal
einen lebenden sehen, doch bis jetzt war mir das noch nicht ver-
gönnt."
Am Samstag ging ich die Ausstellung mit meiner Verlobten
nochmal anschauen, da war sie nämlich auch für das restliche
Volk geöffnet. Kurz bevor wir uns auf den Rückweg machten,
meinte eine ältere Dame, die ich zuerst gar nicht mehr wieder
erkannt hatte, zu mir: "Viel Glück, dass Sie doch noch einen
Eisvogel zu Gesicht bekommen."

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