Sonntag, 27. Mai 2018

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 27.5.2018

"Oft verlangt ein Witz viel Raffinesse."
(Ray Sorensen: "Wer falsch liegt, hat immer recht"
Bildergebnis für sarah rae vargas
Ein guter Gag muss nicht unbedingt ein Schenkel-
klopfer sein. Schon ein T-Shirtspruch kann ein
Lachen hervorrufen. Wobei "Bier formte diesen
wunderschönen Körper" schon etwas abgetragen
ist- hat jemand das Wortspiel bemerkt? Das beste
Spruch-T-Shirt, das ich bisher sah, da stand auf
der Vorderseite "Ich bin schizophren" und auf der
Rückseite "Ich auch".
Ein Typ Mensch, den ich bewundere, ist der Komi-
ker oder, wie er heute heisst, Comedian, der auf die
Bühne kommt und seine Witze erzählt. Ich denke
da zwar immer, das könnte ich auch, aber wahr-
scheinlich wäre mir meine natürliche Schüchtern-
heit dabei hinderlich. Dabei habe ich schon mal ein
ganzes Comedyprogramm geschrieben und sogar
Figuren und Parodien entwickelt. Darunter sind
sogar Parodien auf Parodien wie Ottos "Er war
einsam, aber schneller". Bei mir wird das Stück
ein echtes Scheisslied, denn bei mir lautet der
Text:
        "Er war einsam, aber schneller,
         und das vor allem auf dem Klo.
         Und kam der Scheissdreck heller,
         ach, da war er aber froh."
Allerdings denke ich, dass man so einen Scheiss auf
einer Bühne wohl gar nicht bringen kann.
Parodisten mag ich besonders, ob diese nun Gerhard
Kolleg, Jörg Knörr, Florian Schröder, David Bröckel-
mann oder Michael Elsener heissen. Das liegt daran,
dass ich selber auch gerne parodiere. Schon als Kind
imitierte ich gerne die Stimmen der Figuren aus der
Sesamstrasse und der Muppet Show. In der Schule
war eine Zeit lang meine Alf-Imitation der grosse Hit
bei der Dorfjugend, allerdings nur bei dem Teil, der
noch jünger war als ich. Und später, im Erwachsenen-
alter, kamen viele der oft parodierten Prominenten
ins Repertoire, da konnte ich natürlich von den oben
genannten Komikern einiges lernen. Otto Waalkes
und Elvis Presley hatte ich zwar als Kind schon drauf,
die sind nämlich einfach, in der Jugend kamen noch
Johnny Cash, Willie Nelson und Bob Dylan dazu, als
ich meine Liebe zur Countrymusik entdeckte. Was ich
da allerdings längst nicht mehr konnte, waren Frauen-
stimmen, denn inzwischen hatte mein Stimmbruch ein-
gesetzt. Ich komme stimmlich zwar von Bass bis zu
Falsett, aber für eine Parodie reicht das nicht. Da geht
höchstens noch Angela Merkel einigermassen, und
bei der kann man mit dem charakteristischen Lispeln
noch etwas darüber hinwegtäuschen, dass die Stimme
nicht ganz perfekt klingt. Das gilt auch für Marcel
Reich-Ranicki. Dieser zählt allerdings- ebenso wie
Helmut Kohl- zu meinen Glanzleistungen: "Ein furcht-
baresss Buch, ssehr viele Perssonen, aber überhaupt 
keine Handlung! Ess heissst: Telephonbuch 2010."
Dass sowohl Reich-Ranicki als auch Kohl verstarben,
nicht lange nachdem ich eine Nummer erfand, in der
beide wichtige Rollen einnahmen, veranlasste mich
im Bekanntenkreis zu der ironischen Aussage, es wäre
gefährlich von mir parodiert zu werden. Dass dem
glücklicherweise nicht so ist, beweisen Roger Federer
und Kurt Aeschbacher, an die ich mich ohne das Bei-
spiel von Michael Elsener allerdings nie gewagt hätte.
Daneben habe ich auch eine eigene Figur erfunden,
den Grossvater Hugentobler, einen kauzigen alten
Mann, wohnhaft im Altersheim Hinter dem Berg, der
so seine Mühe mit der modernen Welt hat. Vielleicht
mag ich diese Figur weniger, weil sie meiner eigenen
Phantasie entsprang, sondern eher, weil es mir oft
genauso geht. Dabei hatte der erste Grossvater Hugen-
tobler-Gag noch gar nichts mit der modernen Welt zu
tun. Eigentlich war es ein Scheissgag:
"Ich, der Grossvater Hugentobler, aus dem Altersheim
Hinter dem Berg, spreche hier als Vertreter der Bewoh-
ner und der Alten- das muss nicht dasselbe sein!- und
verlange ab sofortiger Wirkung: Kukident für alle! An-
sonsten werden wir, die Bewohner und die Alten- das
ist nicht dasselbe!-  unsere Nachttöpfe nicht mehr leeren.
Und dann habt ihr den Scheiss, höhö!"
Dass die Bewohner (und die Alten) die Nachttöpfe ja
gar nicht selber leeren, war mir in dem Moment, als
ich dies schrieb entfallen, da ging es mir nur um den
Gag. Das "höhö" am Schluss wurde zum Bestandteil
jedweder Grossvater Hugentobler-Nummer, das wurde
zu einem Bestandteil dieser Figur. So wie die Raute zu
Angela Merkel, das scharfe ssss zu Reich-Ranicki,
der Satzanfang "A'so..." zu Helmut Kohl und das Satz-
ende "...oder" zu Roger Federer. Dass all dies natürlich
übertrieben ist, liegt daran, dass ich bei den Parodien
statt bei den Originalen abgeschaut habe, ansonsten
wären mir solche Feinheiten vielleicht gar nicht aufge-
fallen. Dann müsste ich mich mit Scheissgags be-
gnügen...

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