Samstag, 31. Dezember 2022

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 31.12.2022

2022 war das Jahr der Hoffnung, zumindest in der Schweiz. Endlich konnten wir hier wieder auf Maskenpflicht und Covid-Zertifikat verzichten, endlich konnten wir wieder normal leben. Andere Länder sind leider noch nicht so weit, in Deutschland z.B. muss im öffentlichen Verkehr immer noch eine Maske getragen werden, im Fernverkehr sogar eine FFP2-Maske. Glücklicherweise hatten wir 2022 mit Ignazio Cassis einen Bundespräsidenten, der ursprünglich Arzt war und der sich kein X für ein U vormachen liess. Und was war sonst noch so los im Jahr 2022?
Frankreich hatte im ersten Halbjahr die Ratspräsidentschaft der EU, Tschechien im zweiten Halbjahr. Im Februar fanden in Peking olympische Winterspiele statt, bevor China wegen Corona völlig dicht machte. Im Mai gewann die Ukraine den Eurovision Song Contest. Im Juni wurden Gabun und Togo Commonwealth-Mitglieder. Im Oktober gewann Lula da Silva die Präsidentschaftswahlen in Brasilien, was bedeutet, dass der Regenwaldzerstörer Bolsonaro endlich weg vom Fenster ist. Jedenfalls offiziell, denn in der Manier eines Donald Trump will auch Bolsonaro seine Niederlage nicht akzeptieren. Und dann natürlich das Grossereignis im Winter: die Fussball-Weltmeisterschaft in Katar, in welcher Argentinien sich im Finalspiel gegen Frankreich den Weltmeistertitel holte.
Leider gab es auch weniger schöne Ereignisse zu vermelden, allen voran der Überfall Russlands auf die Ukraine und der darauf folgende Krieg, der noch immer andauert. Und zwischen Serbien und Kosovo scheint sich eine ähnliche Krise anzubahnen...
2022 war auch das Jahr der Rücktritte. Wohl selten gab es ein Jahr, in dem sich so viele Prominente ins Privatleben zurück zogen. So gab etwa die Band Genesis ihr letztes Live-Konzert. Vicky Leandros (Bild), Jürgen Drews und Ireen Sheer gaben bekannt, aufzuhören und geben 2023 noch ihre Abschieds-Tourneen. Kris Kristofferson zog sich von der Bühne zurück, da er, seit eines Zeckenbisses, mit Demenzerscheinungen zu kämpfen hat. Boris Johnson trat von seinem Amt zurück und machte Platz für Liz Truss, die dann aber schon bald den Platz für Rishi Sunak räumte. England hatte in einem einzelnen Jahr also gleich drei Premierminister! So was kennt man sonst nur von Italien. Dort wurde mit Georgia Meloni erstmals eine Frau in dieses Amt gewählt, leider eine mit neo-faschistischem Hintergrund, weshalb selbst die radikalsten Feministinnen keinen Grund zum Jubeln fanden. Im Sport hörten u.a. Roger Federer und Beat Feuz auf, und in der Schweizer Politik traten gleich zwei Bundesräte zurück: Ueli Maurer, weil er genug hatte, und Simonetta Sommaruga, die sich um ihren erkrankten Mann, den Schriftsteller Lukas Hartmann, kümmern will. Als neue Bundesräte wurden Albert Rösti und Elisabeth Baume-Schneider gewählt, mit letzterer ist erstmals der Kanton Jura in der Landesregierung vertreten.
Nicht nur viele Rücktritte gab es, 2022 hatte auch sehr viele prominente Todesfälle zu vermelden, allen voran natürlich jener der englischen Königin Elizabeth II, durch den ihr Sohn Charles den Thron als Charles III. bestieg. Weitere Prominente, die uns 2022 verliessen, waren: Sidney Poitier, Bob Saget, Ronnie Spector, Dallas Frazier, Hardy Krüger, Meat Loaf, Endo Anaconda, Betty Davis, Warner Mack, Bobbie Nelson, William Hurt, Madelaine Albright, Jeff Carson, C.W. McCall, Jacky Donatz, Guitar Shorty, Neal Adams, George Pérez, Mickey Gilley, Bob Neuwirth, Tim Sale, Ray Liotta, Ronnie Hawkins, Jacques Berndorf, Peter Freiburghaus, James Caan, Wolfgang Petersen, Michail Gorbatschow, Loretta Lynn, Kirstie Alley, Olivia Newton-John, Jacob Stickelberger, Franz Gertsch, Pelé... und das sind noch längst nicht alle! Anne Heche verstarb bei einem Verkehrsunfall, und Naomi Judd beging Suizid. Ich glaube, ich habe selten so viele Nachrufe gelesen wie 2022.
Und was erwartet uns 2023? Kroatien führt den Euro als Zahlungsmittel ein, Schweden und Spanien übernehmen die EU-Präsidentschaft, das ist, was bereits fest steht. England hat sich bereit erklärt, den ESC auszurichten, sollte in der Ukraine immer noch Krieg herrschen. Albert Rösti wird neuer Energie- und Verkehrsminister der Schweiz, was bei Teilen der Bevölkerung bereits zur Sorge Anlass gegeben hat, da er nicht unbedingt als Natur- und Umweltschutz-Politiker bekannt ist. Allerdings war mit Adolf Ogi schon einmal ein SVP-Politiker aus Kandersteg in diesem Amt, und der hat seine Sache doch recht gut gemacht. Wer weiss, vielleicht wird uns Rösti ja alle noch überraschen? Bundespräsident wird Alain Berset, obschon der doch während zweier Jahre Corona-Pandemie mehr als genug Macht gehabt hatte! Leider wurde bei der Department-Verteilung wieder nicht darauf geachtet, dass mit Signore Cassis ein Arzt unter unseren Magistraten wäre und Berset behält das Innendepartment, zu dem auch das Gesundheitswesen zählt. Die Hoffnung vieler, dass Cassis und Berset ihre Departmente tauschen würden, ging leider nicht in Erfüllung. Ich persönlich hätte Berset, wenn er schon nicht zurück treten will, statt im Aussendepartment eher im Finanzdepartment- schliesslich ist er Wirtschaftswissenschaftler- gesehen, dieses übernimmt aber die bisherige Justizministerin Karin Keller-Sutter. Man darf gespannt, sein, was 2023 also alles auf uns zukommen könnte...

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