Montag, 2. September 2013

Kurzgeschichte: Die Wetterhexe

Dies ist eine weitere Dr.Destiny-Geschichte, die ursprünglich als Comic
geplant war. Hier begegnet Dr. Destiny erstmals seiner späteren Ex-
Flamme Rebecca Taylor, der titelgebenden "Wetterhexe".

Nur wenige Frauen schafften es, in dem Magier Hiram Destiny, Doktor des
Okkultismus, zärtliche Gefühle zu erwecken, und unter diesen Wenigen
nahm Rebecca Taylor eine Sonderstellung ein. Als diese junge, füllige Hexe
mit dem langen dunkelblonden Haar seine Hilfe suchte, kam sie nicht alleine.
Genau genommen war es nicht einmal sie selber, die sich hilfesuchend an
Destiny wandte, sondern die Frau, die sie begleitete, eine füllige, vollbusige
Hexe mit lockigem Haar, die auf den Namen Leila Eatingham hörte.
catay:

Even more Halloween.
"Das Problem sind Rebeccas Fähigkeiten", erläuterte Leila. "Sie kann das
Wetter beherrschen. Allerdings ist diese Kraft irgendwie an ihre Emotionen
gekoppelt, so dass sie sie nicht wirklich unter Kontrolle hat."
"Anders gesagt", meinte Destiny und blickte Rebecca an, "sie könnte damit
sehr viel Gutes tun, aber auch zu einer ernsthaften Bedrohung werden."
"Richtig", bestätigte Leila. "Dieser Regen, der seit einigen Tagen fällt..."
"Ich bin schuld daran", warf nun Rebecca ein, die eine angenehm rauchige
Stimme hatte.
"Und wenn es nicht bald aufhört, nehmen die Hochwasserschäden überhand",
erklärte Leila.
"Und was soll ich nun tun?" fragte Destiny. "Sie in Wettermagie trainieren?"
"Wettermagie, Meditation... was alles hilft, damit sie ihre Macht kontrollieren
kann", antwortete Leila.
"Das ist doch verrückt", meldete sich Destinys Assistentin Joy Sweater zu Wort,
eine kleine, rundliche Brünette, die alles mitangehört hatte.
Destiny blickte Rebecca an. "Okay", meinte er dann. "Ich mach' es. Aber es wird
nicht einfach."
"Das ist mir bewusst", meinte Rebecca.
"Was für ein Gefühl verursacht diesen Regen?"
"Traurigkeit."
"Worüber?"
"Das ist kompliziert..."
Nun meldete sich Leila wieder zu Wort: "Ueber ihre Mutter. Annabelle Taylor
ist selber eine Hexe, und sie ist eifersüchtig, dass die Grosse Göttin Rebecca
und nicht ihr diese Macht gab. Sie möchte diese Fähigkeiten von Rebecca auf
sich selber übertragen, um damit Macht über alle Hexenzirkel zu erlangen."
"Das ist kein dianischer Zirkel?" fragte Destiny.
"Nein, wir lassen durchaus auch Männer in unseren Kreis."
"Dann werden Miss Sweater und ich Ihnen bald mal einen Besuch abstatten.
Bis dahin denke ich, sollte Miss Taylor erstmal eine Weile hier bleiben, damit
wir mit ihrem Training beginnen können."

Die nächsten Wochen waren angefüllt mit ausgiebigem Meditationstraining,
sowie mit Gebeten und Ritualen an alle bekannten Wettergottheiten, so dass
nach einiger Zeit die ausgiebigen Regenfälle aufhörten und Rebecca Taylor
sich wieder besser, sogar glücklich, fühlte. Aus "Miss Taylor" war inzwi-
schen "Rebecca" geworden, Destiny und sie hatten, Joys Einwänden zum
Trotz, zarte Bande miteinander geschlossen. Joys Einwände hatten einerseits
mit dem Lehrer-Schülerin-Verhältnis, als auch mit dem Altersunterschied zu
tun. Dr. Destiny war bereits ein älterer Mann, Rebecca hingegen noch beinahe
ein Teenager. Allerdings wusste dieser Teenager genau um die Wirkung weib-
licher Kurven und scheute nicht davor, diese kokett einzusetzen. Da auch De-
stiny während dieser Zeit aufblühte, liess Joy bald von ihren Einwänden ab
und freute sich, dass ihr Meister auch mal Jemanden gefunden hatte.

Eines Tages aber war Rebecca nirgends mehr. Sie wollte einkaufen gehen
und sich etwas zu Naschen holen- sie ass für ihr Leben gern-, und kehrte
nicht mehr zurück. Destiny und Joy dachten erst, sie würde sich nur ver-
späten, doch dann klingelte es an der Tür. Hinein trat Leila Eatingham.
"Annabelle hat sie", erzählte sie. "Sie will das Ritual heute nacht durch-
führen." Sie reichte Destiny einen Zettel. Auf diesem stand:
"Rebecca ist meine Tochter! Mir gebührt die Wetterkraft! Wenn sie nicht
kommen will, hole ich sie mir mit Gewalt! Heute nacht ist es soweit!
Annabelle."
"Wo soll das Ritual stattfinden?" fragte Destiny, bemüht, möglichst sach-
lich zu bleiben, was ihm nur bedingt gelang. Längst hatte er sich in diese
junge Hexe verliebt.
"Bei unserem Ritualplatz", antwortete Leila. "Annabelle ist unsere Hohe-
priesterin. Als ich merkte, dass sie sich auch mit 'Schwarzer Magie' befasst,
gab ich meinen Austritt und wurde freifliegend.*"
"Also los!" gebot Destiny. "Es eilt! Wir nehmen das Dimensionentor, das
geht schneller!"

Der Ritualplatz des Hexenzirkels befand sich bei einer Lichtung im Wald.
Rebecca Taylor war gefesselt und an einen Stein gebunden worden. Ihre
Augen standen voller Tränen. Das Wetter wurde immer stürmischer.
Eine mollige Frau mit kurzem braunem Haar stand bei Rebecca, ihren
Ritualdolch erhoben, und rezitierte einen alten Zauberspruch in einer
unbekannten Sprache. In diesem Moment materialisierten sich Destiny,
Joy und Leila vor Ort.
"Halt!" brüllte Destiny. "Aufhören!"
"Zu spät!" rief Annabelle Taylor. Blitze zuckten um Mutter und Tochter
herum und schienen sich nicht recht entscheiden zu können, zu wem sie
gehen wollten.
"Bei Zeus, Jupiter, Taranis, Thor und Donar!" rezitierte Dr. Destiny und
erhob seine Arme. "Ihr Wettergötter, die ihr Blitz und Donner bringt!
Bringt Segen über diese Erde! Rebecca! Rebecca! Rebecca!"
Die Blitze zuckten auf und verschwanden schliesslich in Rebecca Tay-
lors kurvigem Körper. Ein Blitz aber, der aus einer schwarzen Wolke
am Himmel hinunterschoss, traf Annabelle, die den Blitzschlag zwar
erstaunlicherweise überlebte, aber dadurch in die Flucht geschlagen
wurde. Als alles sich beruhigt hatte, hörte auch der Sturm auf.

Einige Tage später erhielt Dr. Destiny Besuch von Leila Eatingham, die
inzwischen um das Verhältnis mit Rebecca wusste.
"Wie läuft es im Zirkel?" fragte er.
"Ich bin wieder eingetreten", antwortete sie. "Rebecca ist auch nach wie
vor dabei. Annabelle hingegen wurde hohkant hinausgeworfen. Ich
wurde einstimmig zur neuen Hohepriesterin gewählt."

Als Dr. Destiny aufwachte, sah er, dass Rebecca, die die Nacht mit ihm
verbracht hatte, bereits aufgestanden war. Sie stand beim offenen Fen-
ster und rauchte eine Zigarette.
"Ich habe nachgedacht", meinte sie. "Nun, da ich meine Kraft im Griff
habe, könnte ich so viel Gutes tun. Ich könnte in Dürregebiete gehen
und dort Regen bringen. Ich könnte etwas gegen den Hunger tun."
Er stand auf, trat hinter sie und umarmte sie. Sie kehrte den Kopf, da-
mit sie sich küssen konnten. Dann meinte er: "Hier erwarten dich nur
Gefahren, Geister, Spukphänomene und Dämonen. Du weisst, womit
ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Du aber könntest so viel mehr
tun, den Menschen noch viel mehr helfen. Wenn du dies tun kannst,
wenn dir eine solche Macht gegeben ist, dann überleg' nicht lange:
Tu es!"
Der Kuss, den sie ihm daraufhin gab, war der längste Kuss, den Dr.
Destiny je erhalten hatte, und es war zugleich der letzte Kuss, den sie
ihm gab. Sie verliess Destiny Mansion, Destinys Haus in Greenwich
Village, noch am selben Nachmittag, um mit dem nächsten Flugzeug
nach Sambesi zu fliegen.

*Ausdruck, der für Hexen gebraucht wird, die keinem Zirkel oder Coven
angehören.

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