Sonntag, 24. November 2013

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 24.11.2013

"Diese heutige Jugend!" seufzen die Vertreter der älteren Generationen und
schütteln zumeist die Köpfe darüber, wenn sich Jugendliche mal wieder
irgendwo austoben. Dabei vergessen die älteren Semester nur allzu gern,
dass sie selber auch mal so jung waren und sich ausgetobt hatten. Vielleicht
sogar mehr als die heutigen Jungen, denn Studien zufolge sind die heutigen
jungen Leute viel weniger fit als die früheren. Distanzrennen, Sport,
Turnübungen, Beweglichkeit- unsere heutige Jugend macht früher schlapp
als ihre Vorgängergenerationen.

Auch bei den militärischen Musterungen ergibt sich dasselbe Bild: die jungen
Männer sind körperlich vermehrt nicht mehr fit genug, um Wehrdienst zu
üben. Ein etwas skurriler Witz kann die heutige Situation am besten erklären:
Ein Wolf, ein Hase und ein Bär erhielten den Marschbefehl zur Musterung.
Keiner von ihnen wollte aber Militärdienst leisten. Kurz vor der Musterung
überlegten sie sich, was sie tun können.
"Ich schlage mir die Zähne aus", sagte der Wolf. "Ein Wolf ohne Zähne ist
unbrauchbar."
Er tat dies und betrat den Musterungsraum. Als er zurückkam, fragten die
Anderen: "Und?"
"Vom Dienst befreit."
"Dann schneide ich mir die Ohren ab", sagte der Hase. "Ein Hase ohne Ohren
ist unbrauchbar."
Er tat dies und ging rein. Als er wieder rauskam, fragten die Anderen: "Und?"
"Dienstuntauglich."
"Ich haue mir die Tatze ab", sagte der Bär. "Ein Bär mit nur einer Tatze ist
unbrauchbar."
Er tat dies und ging rein. Als er wieder rauskam, sah er ganz geknickt aus.
"Was war denn?" fragten die Anderen.
"Untauglich", antwortete der Bär. "Sie sagten, ich sei zu dick."
Dass die heutigen Jugendlichen weniger fit sind, hängt teilweise auch damit
zusammen, dass ein höherer Anteil Jugendlicher- im Vergleich zu früher-
übergewichtig ist. Deswegen aber McDonald's, Burger King, Coca-Cola
und Haribo zu verteufeln, halte ich für falsch. Deren Produkte gab es
früher auch schon, und doch wurde damals noch kein Problem daraus.
Dass die Jugendlichen sich heute weniger sportlich betätigen mag auch
stimmen, wenn ich mir die Jugendlichen in meinem persönlichen Umfeld
so anschaue, glaube ich dies aber nicht. Was sich gegenüber früher geändert
hat ist aber, dass sich übergewichtige Jugendliche heute ärztlich vom
Sportunterricht distanzieren lassen können, da das Rennen ihren Gelenken
zu sehr zusetzt. Das gab es während meiner Schulzeit noch nicht, da war
der Sportunterricht für alle obligatorisch, und um die Gelenke zu schonen
wurde uns beigebracht, beim Laufen mit den Füssen abzurollen. Ich weiss
nicht, welche Situation für die betroffenen Jugendlichen besser ist, die
damalige oder die heutige. Damals hatten wir nur einen einzigen fettleibi-
gen Jungen an der Schule, und erstaunlicherweise war gerade der eine der
grössten Sportskanonen. Wie soll ich also einer Studie Glauben schenken
können, die Klischees zementiert, wenn meine eigenen Erfahrungen die
selben Klischees dementieren? Ich glaube, dass Uebergewicht, fehlende
Fitness und Beweglichkeitsmangel in unserer westlichen Gesellschaft
eher darauf zurückzuführen sind, dass uns Menschen das Leben immer
bequemer gemacht wird. Als Beispiel möchte ich ein bekanntes Waren-
haus anführen, in dem ich, wenn ich in der Stadt bin, auch öfters ver-
kehre und das vor einigen Jahren umgebaut wurde. Vor dem Umbau
gab es in diesem Warenhaus noch eine Treppe, die in alle Stockwerke
führte, nebst Fahrstuhl und Rolltreppe. Seit dem Umbau gibt es nur
noch Fahrstuhl und Rolltreppe. Vor Kurzem wäre ich beinahe drauf
und dran gewesen, beim Kundendienst zu bitten, beim nächsten Um-
bau doch wieder eine Treppe einzubauen, damit Menschen wie ich,
die körperlich noch einigermassen fit sind, in ihrem eigenen Tempo
zur Toilette können, ohne befürchten zu müssen, dass beim Warten
auf den Fahrstuhl oder einer älteren Person auf der Rolltreppe- auf
der man schlecht überholen kann, weil sie recht eng ist- etwas in die
Hose gehen könnte.

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