Dienstag, 24. Februar 2015

Nachruf auf eine geliebte Katze

Eine der zwei Katzen meiner Verlobten ist tot. Die Jüngere
von beiden. Das Töchterchen. Immerhin, sie war auch
schon 12 oder 13 Jahre alt, und in letzter Zeit fiel uns auf,
dass sie immer dünner wurde. Sie frass nicht mehr und
wenn sie mal etwas zu sich nahm, kotzte sie es wieder
raus. Es war klar: Die Katze war krank, und zwar richtig.
Es ging mit ihr zu Ende. Gestern ging meine Verlobte
mit ihr zum Tierarzt, der sie einschläferte und von ihrem
Leid erlöste. Es war die Katze, die immer zu mir kam,
die sich, als sie endlich Vertrauen zu mir gefasst hatte,
für sich adoptierte. Deshalb geht es mir besonders nah.
Ich musste arbeiten, sonst wäre ich mit zum Tierarzt,
hätte ihren Nacken gekrault- das beruhigte sie, das mochte
sie- und meiner Verlobten die Hand gehalten. Sie ver-
sprach, sie nähme sie wieder mit nach Hause, damit ich
mich auch noch verabschieden könne. Meine Verlobte
war ihr oft etwas zu zappelig, zu nervös, mir gegenüber
war sie richtig zutraulich geworden, sobald sie merkte,
dass ich ihr nichts tat. Da kam sie, liess sich kraulen,
streckte ihr Bäuchlein hin oder stiess mich mit ihrem
Köpfchen an, wenn ich nicht weiter machte. Ich sagte
dann immer, sie "spiele Moschusöchslein". Ich verzieh
ihr, dass sie hin und wieder auf den Boden kackte, wenn
das Katzenklo nicht rechtzeitig gemacht wurde oder wir
einen Streu drin hatten, den sie nicht mochte. Dann
putzte ich es auf, redete ihr gut zu und bat sie, die Kiste
zu benutzen. Und wenn der Streu stimmte, funktionierte
das irgendwann sogar! Sie schlief immer in der Küche,
auf der Eckbank, und wenn ich morgens aufstand, um
arbeiten zu gehen, war sie die Erste, die ich begrüsste,
während meine Verlobte noch etwas weiterschlafen konnte.
Ihr quietschendes Miauen und ihr leises, feines Schnurren
fehlen mir unheimlich. Wenn ich abends den Abwasch
machte und dazu Countrymusic hörte, sass sie auf ihrer
Eckbank und schnurrte. Wenn sie draussen war und
reinkommen sollte, kam sie, wenn ich sie rief. Nach einer
anfänglichen Schüchternheit mir gegenüber- da war ja
jemand Neues, Fremdes!- brachte sie mir eine Liebe und
ein Vertrauen gegenüber, wie ich es selten mit einem
Wesen erlebt habe. Ich vermisse Dich, Chräbeli- das
war nicht Dein Name, aber ein Spitzname, bei dem ich
Dich oft nannte. Ich habe Dich bis zum letzten Schnurren
geliebt. Ruhe in Frieden. Dein Alex (24. Februar 2015)

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