Freitag, 14. Dezember 2012

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 14.12.2012


Kaum ein Modegeschäft, egal wo man gerade durch kommt, wirbt
nicht mit dem selben Schlagwort: chic oder schick, die Schreibart
ist manchmal das Einzige, was die eine Werbung von der anderen
unterscheidet. Aber was ist das denn überhaupt, chic? Müssen wir
chic sein und wenn ja, wozu? Natürlich, alle möchten gut angezogen
sein und den Anderen gefallen. Aber braucht es dazu Klamotten, die
mehr kosten als es sich Normal- oder Kleinverdiener eigentlich lei-
sten könnten, nötig? Und die Uebergrössen sind dabei noch gar nicht
aufgeführt! Ich meine, wir sollten uns wieder etwas mehr angewöhnen,
die Schönheit einer natürlichen Erscheinung zu sehen, einer sich na-
türlich gebenden Frau zum Beispiel. So eine Frau von natürlicher
Schönheit, die hat etwas, was nicht nur aussen, sondern von innen he-
raus strahlt, die braucht keine Unmengen von Make-Up oder Parfüm,
um zu gefallen. Dabei ist gegen Make-Up und Parfum nichts Grund-
sätzliches einzuwenden, doch gibt es Frauen, die es damit echt über-
treiben. "Es gibt Frauen", hat Nick Nolte mal gesagt, "die mit ihrem
Gesicht Dinge tun, für die ein Gebrauchtwagenhändler in den Knast
käme." Nun gilt Nick Nolte ja nicht unbedingt als grosser Frauenver-
steher, doch wo er recht hat, hat er recht. Ich meine, was macht denn
das für einen Sinn, sich falsche Fingernägel anzukleben, um sich dann
darüber zu beschweren, dass sie abbrechen?
Aber das Problem besteht nicht nur bei Frauen, auch Männer tun für
Chic und Eleganz manchmal Dinge, die absolut sinnlos sind. Das beste
Beispiel dafür ist die Krawatte. Wozu, bitte schön, soll eine Krawatte
denn gut sein? Ich arbeitete mehrere Jahre in einem Laden, in dem,
nachdem die Verkaufsleitung gewechselt hatte, Krawattenpflicht ein-
geführt wurde. Ach was, Pflicht- Krawattenzwang! Der Versuch, mich
mit diesem sinnlosen Accessoire auszusöhnen, misslang. Ich schrieb
der Verkaufsleitung einen Brief mit Begründungen gegen die Krawat-
tenpflicht. Eines der Hauptargumente war, dass dieses Ding bei der Ar-
beit schlichtweg im Weg war! Es hinderte mich ständig irgendwie beim
Auffüllen der Regale. Ein weiteres Argument war die erhöhte Unfall-
gefahr, wenn der Verkäufer z.B. seine Krawatte irgendwo einklemmt,
in der Lifttür beispielsweise. Das soll schon vorgekommen sein. Na-
türlich könnte da entgegnet werden, man müsse eben vorsichtig sein,
aber ich sag's jetzt mal, wie's ist: Wer selber nie im Verkauf gearbeitet
hat, hat keine Ahnung, wie stressig das sein kann, da bleibt die Vorsicht
schon mal auf der Strecke. Und dann die Tatsache, dass Verkäufer mit
Krawatte, bei einem Ueberfall, dem Täter eine unnötige Angriffsfläche
bieten! Und leider auch- und auch das soll schon vorgekommen sein-
bietet die Krawatte eine Suizidmöglichkeit für selbstmordgefährdete
Mitarbeiter! Ausserdem: Wo kommt die Krawatte her? Das wissen viele
dieser Schlipsträger nicht. Die Krawatte fand in Europa durch das kroa-
tische Militär Einzug! Als dieses vor dem französischen König- ich
glaube, es war Louis XIV., könnte es aber nicht bezeugen, jedenfalls
war es irgendein Louis- eine Parade hielt, wurde dieser auf dieses Klei-
dungsstück aufmerksam und führte es in Frankreich als Kleidungsstück
für den Adel ein. Für den ausbeuterischen Adel jener Zeit! Und wo hat
sich die Krawatte seither gehalten? Bei den hohen Herren der Politik, bei
den grossen Wirtschaftsbossen, den Bankiers und den Investmentbankers,
bei den Menschen, die sich als Dienstleistungsanbieter anpreisen und
dabei wissen, wie sie die kleinen Bürger abzocken können! Natürlich
sind längst nicht alle Krawattenträger schlecht, ich bin schon ein paar
sehr guten Menschen begegnet, die Krawatte trugen, dennoch bin ich
bei Krawattenträgern automatisch vorsichtiger, wenn diese mir etwas an-
bieten wollen. Und ich denke, da bin ich nicht der Einzige. Möglicher-
weise hat sich jene Firma, für die ich damals im Verkauf arbeitete, mit
dem Krawattenzwang also selber ein Ei gelegt. Wer weiss?

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