Sonntag, 17. Februar 2013

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 17.2.2013

Artist: Digg Biggins
(Zeichnung von Digg Biggins)

Lange Zeit hatte ich Mühe mit Fantasy-Romanen. Nicht, dass diese nicht gut
gewesen wären, es fiel mir einfach nur schwer, mich in diese fremden Wel-
ten hinein zu versetzen. Und doch gab es auch Fantasy-Welten, die mich
faszinierten. Während meiner Schulzeit war dies z.B. der Planet Eternia,
die Heimat von He-Man und den "Masters of the Universe". Oder die alten
"Raumschiff Enterprise"-Folgen, damals noch mit Kirk und Spock. Piccard
war noch weit weg, und meiner Meinung nach kam er nie an Kirk heran.
Dabei war ich nie ein Science-Fiction-Fan. Sätze wie "Ich spüre eine Inter-
ferenz im interstellaren Raum" klingen für mich, als wollte da Jemand sagen:
"Mir ist schwindlig", der den Intellekttuellen heraushängen will. Aber ich
mag Comic- Serien wie "Silver Surfer" oder "Fantastic Four", die ja auch in
die Bereiche Science-Fiction und Fantasy hinübergreifen. Manchmal scheint
es mir, dass viele dieser Geschichten als Comics besser funktionieren als auf
der Kinoleinwand. Vom ersten "X-Men"-Film z.B. war ich enttäuscht, die
Nachfolger fand ich besser, und vom "Wolverine"-Film war ich begeistert.
Kaum eine Comic-Verfilmung hat die Originalgeschichte 1:1 übernommen,
mit Ausnahme von "Hellboy" und "Watchmen", den zwei absoluten High-
lights auf diesem Gebiet. Die Fortsetzung von "Hellboy" hingegen hätte man
sich lieber eingespart. Noch immer warte ich übrigens auf eine Verfilmung
von "Dr. Strange" für die Kinoleinwand. Die Entstehungsgeschichte von
Stan Lee und Steve Ditkos Meister der Magie wäre für eine Verfilmung wie
geschaffen. Aber vielleicht ist die Figur einfach zu wenig populär.
Was ich mag, sind Urban Fantasy-Geschichten. Wie bitte, was das ist? Tja,
wieder so ein neues Schlagwort, das sich Buchhändler und Schubladisierer
ausgedacht haben. Urban Fantasy spielt in unserer Welt, vermischt sich aber
mit Fantasy-Elementen. Bekannteste Beispiele sind "Harry Potter" und "Twi-
light", die mich allerdings beide nicht besonders ansprechen. Sehr stark finde
ich hingegen die Romanreihe "Schwestern des Mondes" von Yasmine Gale-
norn. Wenn Sie wissen wollen, was Urban Fantasy ist, lesen Sie "Schwestern
des Mondes". Die Autorin ist bekennende Wicca-Hexe und hat teilweise ihr
Wissen über Magie und Hexengebräuche in diese Geschichten einfliessen
lassen. Im Gegensatz zu "Harry Potter". Nichts gegen J.K. Rowling, aber
man merkt halt leider, dass sie keine Ahnung vom Thema Magie hat, dafür
jede Menge Fantasie.
Einen der stärksten Romane, der Fantasy und History genial vermischte, fand
ich Marion Zimmer Bradleys "Die Nebel von Avalon". Der Roman spielt zur
Zeit der Christianisierung im noch weitgehend heidnischen Europa, und man
merkt auf jeder Seite, dass die Autorin sich mit ihrem Thema auskannte. Sie
kannte, als Historikerin und christliche Priesterin, die schliesslich zu Wicca
konvertierte und einen eigenen Zirkel gründete, sogar alle Dimensionen die-
ses Themas. Möglicherweise hatte das Thema des Buches, der Konflikt zwi-
schen Heidentum und Christentum, mehr mit Zimmer Bradleys eigenem Le-
ben zu tun, als wir dies wissen. Der Verlag behauptet zwar, es handle sich
bei "Die Nebel von Avalon" um die Artus-Sage aus weiblicher Sicht, ich
wage dennoch zu behaupten, das Kernthema dieses Buches wäre der Glau-
benskonflikt.
Meine Freundin ist eine grosse Liebhaberin von Fantasy-Literatur, und so
kam es, dass der erste Film, den wir uns gemeinsam im Kino anschauten,
"The Hobbit" war. Der Film gefiel mir so gut, dass ich danach das Buch
zu lesen begann. Sie schaute mit mir auch die "Herr der Ringe"-Trilogie
an, und zur Zeit bin ich daran, die Buchvorlage(n) zu lesen. Vor kurzem
begann ich mit dem zweiten Teil. J.R.R.Tolkien soll sich dagegen ge-
wehrt haben, dass seine Bücher allegorisch gelesen werden, dennoch fand
ich sehr viel Symbolik in diesen Geschichten. Ich hielt es zumeist für alte,
heidnische Symbolik, bis ich in einer Monographie über Tolkien las, er
wäre überzeugter Katholik gewesen und hätte christlich-katholische Sym-
bolik einfliessen lassen. Und endete nicht auch "Die Nebel von Avalon"
damit, dass Morgana in der Maria Ueberreste der Grossen Göttin erkannte?
So ähnlich wären sich die verschiedenen Religionen, wenn sie es nur be-
merken würden... Schon erstaunlich, dass ausgerechnet die von vielen
gläubigen Menschen kritisch bis ablehnend behandelte Fantasy-Literatur
dies besser zu erkennen scheint als manche Historiker und Theologen. Amen!

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