Donnerstag, 6. Juni 2013

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 6.6.2013

Der Aufenthalt in der Natur kann einem so viel geben. Die Einen schwören
auf den Wald, die Anderen auf's Gebirge, bei mir ist es der See, der Ort, an
dem ich abschalten und zur Ruhe kommen kann.

Der Blick auf das stille Gewässer hat etwas Beruhigendes, den Wolkenforma-
tionen am Himmel zuzuschauen oder das Glitzern des Sonnenuntergangs im
Wasser, das hat etwas Eindrückliches, Erhabenes. Okay, auch hier ist der
See, wie so viele Gewässer, der vielen Regenfälle wegen über die Ufer getre-
ten, doch glücklicherweise ohne tiefgreifende Konsequenzen. Die Menschen
hier waren klug genug, nicht allzu nahe am Wasser zu bauen. Da das ganze
Gebiet um den See herum unter Naturschutz steht, hätten sie dies auch gar
nicht dürfen, selbst wenn sie gewollt hätten. Das Strandbad, das ich den
Sommer hindurch aufsuche, befindet sich in einem Naturschutzgebiet. Das
ist schon speziell. Und auch sehr schön! Letztes Jahr konnte ich ein paar
Züge neben einem Haubentaucher schwimmen, der plötzlich ganz nah bei
mir auftauchte. Blässhühner klauen unbeaufsichtigte, offen liegen gelassene
Esswaren von den Liegetüchern der Badegäste... oder kacken auch mal auf
diese. Das gehört halt auch dazu, wenn man in einem Natursee schwimmen
geht. Da ich an diesem See aufwuchs und hier auch schwimmen lernte, weiss
ich auch: Hier haben die Tiere Vortritt.
Abends hört man öfters mal das Quaken der Frösche im Schilf oder sieht
Fledermäuse vorbei fliegen. Einmal sahen wir sogar eine Bisamratte vorbei
schwimmen! Sogar einen Silberreiher sah ich schon über dem See kreisen.
Eine Dame meinte erst, das wäre ein Albino eines Graureihers, aber es war
wirklich ein seltener und eigentlich schüchterner Silberreiher. Jahr für Jahr
kann ich beobachten, wie die Stockenten oder Blässhühner Nachwuchs
haben und wie die Küken grösser werden. Und jedes Jahr ist es wieder auf's
Neue faszinierend und wunderbar. Wir sollten lernen, die Natur wieder zu
lieben, uns auf sie einzulassen, von ihr und mit ihr zu lernen. In einer Zeit,
in der immer mehr Kinder glauben, die Milch käme bloss aus dem Tetrapak,
um so mehr sollten wir das, um so wichtiger wird das, dieses Verständnis
für die Natur wieder zu wecken in den Menschen. Orte wie dieser See, an
denen ein solches, friedliches Miteinander von Mensch und Tier noch
möglich ist, können dazu unheimlich viel beitragen. Und dabei sollten wir
uns immer wieder Eines vor Augen halten und niemals vergessen: Die
Natur kann ohne uns leben. Aber wir nicht ohne sie!

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