
(Zeichnung von Samuel Shin)
Bei DC Comics läuft zurzeit das serienübergreifende Crossover-
Event "Das Jahr des Schurken", was heisst, dass einige der
bekannten DC-Schurkenfiguren wohl mal etwas genauer unter
die Lupe genommen werden. Für mich als Comicfan Grund ge-
nug, dieses Jahr mal einige der bekanntesten Schurken aus Co-
mic, Film und Literatur zu analysieren. Klar, das ist eine völlig
subjektive Analyse und keineswegs wissenschaftlich, aber es
könnte durchaus interessant sein. Diesmal möchte ich mich
mit einem Schurken befassen, der oft etwas belächelt wird,
der aber zu den interessanteren unter Batmans klassischen Geg-
nern zählt: dem Riddler.
Der Riddler, dessen richtiger Name Edward Nygma lautet (was
aber wohl auch ein Pseudonym ist und er eigentlich Edward
Nashton heisst), ist ein zwar hochintelligenter Schurke, doch
scheitert er immer wieder an seinem Drang, seine Intelligenz
auch beweisen zu müssen, auch sich selber. Sein Zwang, die
Gesetzeshüter mit kniffligen Rätseln herauszufordern, ist wohl
Ausdruck eines Minderwertigkeitskomplexes. Immerhin, die
Polizei in Gotham City kann seine Rätsel nur durch die Hilfe
des einzigen Mannes lösen, der dem Riddler durch sein brei-
tes Wissen und sein detektivisches Können überlegen ist: Bat-
man. Der Riddler kann so ziemlich jedes Verbrechen verüben,
so lange er es durch Rätsel und Hinweise ankündigen und
herausfinden kann, ob es gelingt, das Rätsel zu lösen. Einer-
seits mag der Riddler zwar diesen Minderwertigkeitskomplex
haben, andererseits liebt er aber wohl auch die Herausforde-
rung, sich mit einem intellektuell ebenbürtigen Gegner zu
messen. Im Gegensatz zum Joker tötet der Riddler eher sel-
ten und hat gelegentlich sogar schon mit Batman gegen weit-
aus gefährlichere Gegner zusammengearbeitet. Er versuchte
wiederholt, seinen Drang, Rätsel zu stellen, loszuwerden,
scheiterte damit aber immer wieder. Für eine Zeit lang schaff-
te er es, seine Liebe zu Rätseln in andere Formen zu zwängen,
und er wurde Privatdetektiv, doch schliesslich geriet er wieder
auf die schiefe Bahn. Obschon der Riddler nicht zu Gothams
erfolgreichsten oder gefürchtesten Schurken gehört, hat er
einige andere Kriminelle inspiriert, darunter den Cluemaster;
und auch der pharaonisch angehauchte King Tut stellt immer
wieder Rätsel, um Batman in eine Falle zu locken. Der Ridd-
ler betrachtete diese Schurken zwar zunächst als Trittbrett-
fahrer, die seine Masche kopierten, arrangierte sich dann aber
mit ihnen und schloss sogar Freundschaften. Zwar gab es Zei-
ten, als der Riddler gewalttätiger agierte, doch im Allgemei-
nen zählt er zu den eher sympathischeren unter den Batman-
Gegnern. Dass er dennoch eine Gefahr darstellt, zeigt der
Umstand, dass es ihm in der "Hush"-Storyline sogar gelingt,
Batmans Geheimidentität herauszufinden. Glücklicherweise
behält er dieses Geheimnis aber für sich, da seiner Meinung
nach ein Rätsel, das allgemein bekannt ist, kein Rätsel mehr
ist. Es gab zuvor schon Schurken, welche Batmans Identität
herausfanden, darunter Ra's al Ghul, Professor Hugo Strange
und Bane, die allesamt gefährlicher sind als der Riddler, doch
sollte auch dieser nicht unterschätzt werden. Der Riddler
wurde von Bill Finger und Dick Sprang erfunden und trat
erstmals 1948 auf. Obschon Superman bereits zuvor einen
ähnlichen Gegner namens Puzzler hatte, wurde der Riddler
zum Synonym für einen Verbrecher, der auf seine Taten
verschlüsselt hinweist. Dabei war die Idee alles andere als
neu, schon Agatha Christie liess in "Die Morde des Herrn
ABC" einen solchen Hinweistäter agieren, und sie war ganz
sicher auch nicht die erste. Wie der Joker den Archetyp des
Killerclowns wiedergibt, so ist auch der Riddler eine arche-
typische Gestalt, wie sie vor allem in der Kriminalliteratur
immer wieder vorkommt. In der "Jahr des Schurken"-Sto-
ryline beschliesst der Riddler, nach einem Gespräch mit
Lex Luthor, sich wieder von seiner Rätselmasche loszusa-
gen. Wetten, dass es auch diesmal wieder nicht klappt...???
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