Mittwoch, 30. Januar 2013

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 30.1.2013

Heute war in einer der beiden schweizweit grössten Gratis-Pendler-Zeitungen,
ich weiss leider nicht mehr ob in "20 Minuten" oder in "Blick am Abend",
eine Strassenumfrage mit folgender Frage: "Was für soziale Netzwerke
nutzen Sie?" Die meist gegebene Antwort: "Facebook", gefolgt von "Face-
book, wenn auch nicht täglich."
straightedgejuggalo:

Model: Pleasantly Plump
Nun, Facebook mag sicherlich seine Berechtigung haben. Es gibt da
aber auch User dieses Netzwerks, welche ihren gesammten Tages-
ablauf zu dokumentieren scheinen. "Ich gehe jetzt unter die Dusche",
steht da zum Beispiel. Warum nicht gleich "Ich geh' jetzt auf's Klo"?
Da möchte man am liebsten den frischgebackenen TV-Dschungel-
könig Joey Heindle zitieren: "Kack' die Wand an!" Ich selber bin
nicht auf Facebook, hörte aber schon verschiedentlich, dass sich
Facebook-User über solche Facebook-User unheimlich aufregen
können. Was mich bei solchen Netzwerken mehr stört, und wes-
wegen ich gerade Facebook gegenüber vorsichtig bin, ist die Tat-
sache, das Personalchefs Stellenbewerber "googeln" dürfen und
somit Dinge herausfinden, die den Personalchef schlichtweg nichts
angehen. Natürlich muss Jeder selber wissen, was und wie viel aus
seinem Privatleben er auf Facebook öffentlich machen will, wenn
aber Jemand eine Stelle bloss deswegen nicht erhält, weil der Per-
sonalchef ein unvorteilhaftes Facebook-Foto von der letztjährigen
Geburtstagsparty gefunden hat, dann nimmt dies allzu skurrile For-
men an. Eine Absage aufgrund solcher Auswahlkriterien sollte
nicht nur angefochten werden können, sondern gänzlich als ille-
gal gelten! Arbeit ist Arbeit, und Freizeit ist Freizeit! Und was
wir in unserer Freizeit machen, geht unsere Chefs nichts an!
Es sei denn, wir haben zu unseren Chefs ein gutes Verhältnis und
erzählen es ihnen freiwillig. Mein Lehrmeister z.B. machte Musik,
und ich schrieb damals schon Songtexte. Das war freiwillig, darü-
ber zu reden, und wir hatten ein sehr gutes Verhältnis. Obschon
mittlerweile pensioniert, zählt er nach wie vor zu meinen Referenz-
personen. Man soll ja Referenzpersonen angeben, die auf jeden
Fall Gutes erzählen, und zu denen gehört er mit Sicherheit. Da-
mals, während der Lehre, meinte er, der zuvor 13 Jahre lang nicht
mehr ausgebildet hatte, wenn ich die Lehre schaffe, fange er wie-
der damit an. Nun, er fing wieder damit an. Mehr brauche ich
wohl nicht zu erzählen...Das Gute bei ihm war auch, dass er an
das Gute in seinen Leuten glaubte, und gerade während der Lehre
kann dies ein wichtiger Punkt sein. Wie viele Lehrabgänger
gibt es, die nur deswegen aufhören, weil ihre Chefs nicht an sie
glauben? Ich kenne einige.
Aber kommen wir nochmal zu Facebook zurück. Hin und wieder
erhalte auch ich Facebook-Freundschafts-Anfragen, obschon die
meisten meiner Bekannten wissen, dass ich nicht auf Facebook
vertreten sein möchte. Dabei habe ich nichts Grundsätzliches
gegen Facebook, solange es nicht in oben erwähntem Sinn miss-
braucht wird. Und wenn eine Privatperson ihren Freundeskreis
"googelt", dann habe ich auch da nichts dagegen einzuwenden.
Es sei denn, es würde dadurch zu einem Fall von Stalking kom-
men. Einer Kollegin geschah dies mehr als einmal, dass ihr Ex-
Freund sie über's Internet aufgespürt und belästigt hatte. So
geht das natürlich gar nicht, auch im Internet gilt: Anständig
bleiben, Leute!
Aber einfach mal, ohne böse Absichten, den Bekanntenkreis
oder sich selber "googeln" (letzteres wird sogar von den Arbeits-
ämtern und Bewerbungskursleitern empfohlen, und zwar aus
dem bereits bekannten Grund ), das habe ich, das gebe ich zu,
auch schon gemacht. Das Profilfoto meiner Freundin habe
ich ausgedruckt, das hängt jetzt über meinem Bett. Meine
Freundin half sogar, einen passenden Rahmen dafür zu finden.

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