Mittwoch, 29. Mai 2013

Aufzeichnungen eines Aussenseiters, 29.5.2013

Im Rahmen meiner ADS- Abklärung tauchte der Bericht auf, den mein früherer
Hausarzt an's Militär schrieb, um mich vom Militärdienst zu befreien. Ich war
nämlich genau drei Tage im Militär, danach kehrte ich, mit einem psychiatri-
schen Bericht in der Tasche, nach Hause zurück. Es hiess, ich würde zu einem
späteren Zeitpunkt erneut zu einem Eignungstest aufgefordert werden. Als dieses
Aufgebot kam, wandte ich mich an den Arzt. Dieser kannte mich, seit ich fünf war,
und meinte, ich hätte schon vor dem ersten Eignungstest kommen sollen, er hätte
mir von Anfang an sagen können, Militär wäre nichts für mich. Da das Schreiben
des Militärpsychiaters leider unleserlich war, verfasste er selber einen Bericht. Ich
warf meine Kopie damals ungelesen weg, sobald ich vom Militär befreit war, ich
wollte damals gar nicht wissen, was darin stand. Nun, bei meinem letzten Termin
bei meinem jetzigen Hausarzt, dem Praxisnachfolger des vorherigen, las ich diesen
Bericht erstmals durch. Da war die Rede von Verdacht auf eine sogenannte "Mini-
mal Cerebral Damage". Um dies abzuklären, wurde ein Termin für ein MRI des
Schädels vereinbart.

Am Montag ging ich zu diesem Termin, ziemlich ängstlich eingestellt. Das letzte
Mal, dass ich in eine MRI-Röhre musste war Jahre her, und damals erhielt ich
einen Kopfhörer mit beruhigender Musik, damit der Lärm nicht ganz so störend
war. Aber wenn der Schädel untersucht werden muss- würden Kopfhörer da nicht
stören? Meine Freundin hatte am Wochenende noch versucht, mich zu beruhigen.
"Das ist gar nicht so schlimm", meinte sie, "ich musste auch mal dahin. Allerdings
war ich damals noch zu schwer für diese Liege."
Ich kam also am Montag dorthin, wurde aufgerufen und in eine Kabine geführt.
Dort sollte ich Schuhe, Hosen und alles, was Metall beinhaltete ausziehen. Dies
tat ich und wartete, in T-Shirt und Unterhose, bis ich geholt wurde. Die Dame
von dem Röntgeninstitut,denn dort fand diese Untersuchung statt, führte mich
zu dem Apparat und liess mich hinliegen. Sie gab mir Ohrpfropfen. Nun hasse
ich Ohrpfropfen, ich finde sie lästig und brachte es auch nie richtig hin, sie wirk-
lich korrekt in's Ohr reinzutun. Ich wusste die ganze Untersuchung lang nicht,
ob ich die Pfropfen richtig im Ohr hatte oder das Gerät wirklich so furchtbar
laut war! Die Enge machte mir nichts aus, aber der Krach! Ich wünschte mir
nur noch eines: dass es endlich fertig war! Endlich ging die Türe auf und die
Frau kam herein und schob die Liege hinaus.
"Ich gebe Ihnen jetzt ein Kontrastmittel", sagte sie und zückte eine Spritze,
"danach gibt es noch einmal eine Untersuchung." Glücklicherweise macht mir
eine Arztspritze nichts aus, sonst hätte es alles nur noch schlimmer gemacht.
"Geht es ihnen gut?" fragte sie.
"Es ist viel zu laut", sagte ich.
"Leider kann ich es nicht leiser machen."
Es half nichts, ich musste nochmal rein. Zwar wirkte das Mittel ein bisschen
beruhigend, trotzdem war es noch immer eine Tortur. Endlich kam die Er-
lösung!
"Sie können sich anziehen und gehen", meinte die Frau. "Sie brauchen nicht
zu warten."
Ich zog mich an und merkte, dass mir, wahrscheinlich wegen des Mittels, leicht
schwindlig war. Ich sagte dies beim Empfang, und sie boten mir an, ich könne
mich ruhig noch etwas in die Warteecke setzen und einen Becher Wasser
trinken. Da stand ein Wasserspender, also setzte ich mich noch etwas hin und
goss mir einen Becher ein. Da ich neugierig war, fragte ich, wie das gehand-
habt wird mit Patienten wie meiner Freundin, die zu schwer für die Liege sind.
Sie meinten: "Dann kann man kein MRI machen." Eigentlich hatte ich gehofft,
es gäbe eine Möglichkeit, ohne diese Röhre, eine Untersuchungsmethode, die
weniger laut ist, mit Verkabelung oder so vielleicht, dann hätte ich geagt, ich
möchte es das nächste Mal bitte auch mit dieser Methode... nun kann ich nur
noch hoffen, dass es kein nächstes Mal geben wird. Am Tag darauf fragte
ich meine Freundin, wie sie es bei ihr gemacht hätten, und sie sagte: "Gar
nicht." Der schlimmste Teil ihrer eigenen ADS-Abklärung blieb ihr, dank
ihres Uebergewichts, erspart.
Am kommenden Montag habe ich Termin beim Hausarzt, dann werde ich das
Resultat der MRI-Untersuchung erfahren. Sollte er mich aber noch einmal,
aus welchem Grund auch immer, dorthin schicken wollen, dann werde ich
vorher mit meiner Freundin einen Körpertausch machen....

(Anmerkung am Rande: Das Bild zeigt nicht meinen Schädel. Ich weiss nicht,
wem dieser gehört. Ganz sicher aber ist es nicht der von Arthur Schopen-
hauer. Der wurde nämlich einmal gefragt, ob er seinen Kopf der Wissen-
schaft zur Untersuchung spenden würde, wenn er nicht mehr lebe. Er ant-
wortete: "Sicher nicht! Sie haben zu meinen Lebzeiten nichts gewusst, sie
sollen nachher auch nicht mehr wissen!" Möglicherweise weiss man nur
deshalb bis heute nicht, ob Schopenhauer ADS hatte, hihi... )

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